Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++
Angst vor Fasching
 
anton-fasching-grossIch kann es kaum glauben, dass es in unserer Kirche bald Fasching gibt. Nein, ich bin kein Faschingsmensch, immer noch nicht. Aber wie soll ich dem entkommen, wenn Marie von mir verlangt, dorthin zu gehen? Das hat man nun davon, wenn man heiratet. Schon ist man nicht mehr sein eigener Herr. Ich könnte ja in ihr Zuhause zum Kinderfasching kommen, wird mir großzügig, um nicht großmäulig zu sagen, angeboten. Ich zum Kinderfasching zu Marie? Die hat wohl einen in der Schüssel? Hüpfburg, Luftballons, Kinderschminken und außerdem auch noch Rauchverbot? Nee danke, das wäre mir viel zu lustig. Na gut, dann gehe ich eben dieses Jahr mal zum Fasching nach St. Antonius. Das Thema kenne ich schon. Es ist hier plakatiert und heißt „SIE-ES-EI - Sakristei". Nun muss ich aber, bevor ich mich darüber äußere, ganz schnell noch eine Quellenangabe für das Zitat „SIE-ES-EI - Sakristei" anbringen, nicht dass jemand sein Taschengeld damit aufbessert, in dem er mir eine Abmahnung schickt, weil auf der Homepage für das Zitat die Angabe der Quelle fehlt. Nee, so leicht lässt es sich mit mir kein Geld „verdienen". Die Quelle neben dem Plakat ist jedoch keine Quelle, sondern ein eher recht stilles Gewässer. Nur sonntags patschen die Leute dort ihren Daumen rein. Die „stille Quelle" heißt: Weihwasserbecken. So, die Quellenangabe steht also. „SIE-ES-EI - Sakristei" (Quelle: Weihwasserbecken). Ist das nicht die eingedeutschte Form von CSI, also einem Krimi, der seit Jahren im Privatfernsehe läuft? Mir wird schlecht, denn dieses CSI beginnt meist mit einem Toten, dessen Mörder mit Hilfe von Gen-Technik gesucht werden muss. Was Gen-Technik? So modern sind wir schon? Da streiten sich manche Christen in Amerika noch leidenschaftlich darüber, ob wir vom Affen abstammen oder von Adam und Eva und hier wird mit Gen-Technik ermittelt. Und das noch in unserer Sakristei! Katholisch und modern ist eben doch kein Widerspruch! (Nebenbei bemerkt: ich stamme lieber vom Affen ab, als mir von einer Frau sagen zu lassen, welche Früchte ich essen soll. Das ist doch Kindergarten, nach dem Motto: „Komm (kleiner) Anton, iss jetzt schön dein Möhren-Breichen, du kleiner Nackedei!") Also wenn ich mir das so überlege und „SIE-ES-EI - Sakristei" (Quelle: Weihwasserbecken) wirklich mit dem CSI in Verbindung gebracht wird, und wir dann noch einen Toten zu beklagen hätten … in der Sakristei, vor dem Hintergrund des ohnehin spürbaren Priestermangels, dann habe ich Angst vor Fasching, richtige schlimme Angst! „Ach entspanne dich!", rät mir Marie. „Mache ein paar Atemübungen!" Gut, ich atme langsam ein, langsam wieder aus und kontrolliere meine Bauchatmung. Ach, wie entspannend! Doch kaum freue ich mich über den Erfolg meiner Atemübung, schon schreit sie: „Eh, Stinker! Hast wohl gar keine Manieren?!" Mist, leider ist mir bei der Bauchatmung die „Darm(aus)atmung" außer Kontrolle geraten. Gut, ich versuche es mit autogenem Training. Marie steht neben mir und sagt in gleichbleibender Monotonie: „Dein rechter Arm wird schwer, immer schwerer, ganz schwer, richtig schwer, soo schwer … du wirst ruhiger, immer ruhiger …" Was, ich ruhiger? Sie geht mir schwer auf die Nerven mit ihrem „… schwer, immer schwerer, gaaaanz schwer …" Ich habe doch keinen Schlaganfall! Doch dann machte ich aus der Not eine Tugend, nahm mir meine Pfeife, stopfte sie, zündete sie an und sagte beim Rauchen: „Meine Pfeife bleibt an, immer anner, gaanz an, an und immer weiter an … doch sie ging irgendwann wieder aus. Also autogenes Training funktioniert nicht! Meine Pfeife ist auch wieder ausgegangen! Vergessen wir es. „Dann geh doch in die Kirche meditieren …,", rief Marie genervt, „… wenn du für autogenes Training nicht offen bist." Ach so, das ist also eine Frage der Offenheit, ob mein Arm "schwer, gaanz schwer" wird und meine Pfeife trotzdem ausgeht, obwohl ich es mit dem autogenen Training bei ihr versucht habe. Also trotte ich in die Kirche zum Meditieren. Was man alles so macht, um seine Angst vor Fasching in den Griff zu bekommen! Hoffentlich ist mit „SIE-ES-EI - Sakristei" (Quelle: Weihwasserbecken) kein Mord in der Sakristei mit anschließender Gen-Technik-Verbrecher-Suche gemeint! Ich muss den Pfarrer warnen, dass er bloß nicht zum Fasching kommt! ... Und den Küster, und die Ministranten! Nee, die nicht. Die sind Gott sei Dank alle beim Kinderfasching! Welch ein Glück! Nein, meditieren kann ich nicht, bin so aufgeregt. Hoffentlich ist Fasching bald zu ende. Hoffentlich passiert nichts Schlimmes! Ich muss immer an Verdis Oper „Ein Maskenball" denken. Das ging für den Tenor-Helden auch ziemlich schief im letzten Akt, als Graf Anckarström ihm seinen Dolch in den Bauch schob. Was finden die Leute nur so schön an solchen Maskenbällen? Vielleicht den anschließenden Fernsehbericht von Antonia Rados: live von der Stelle des Maskenball-/Faschings-Massakers bei RTL zur besten Sendezeit? Vielleicht gehe ich doch lieber zur Hüpfburg und dem Kinderschminken, als zu SIE-ES-EI bzw. CSI!    antonsch.jpg