Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++

archiv-2017-fasching04.jpgEin Gottesdienst voller Pannen(airport)

Manchmal passieren die schlimmsten Flugunfälle in der Kirche. Das Fachwort für diesen Flugunfall hieß: CFIT – „Controlled Flight into Terrain“. Merkmal dieser Kategorie von Flugunfällen ist: die Systeme des Luftfahrtzeuges arbeiten normal und der Pilot ist sich keines Fehlers bewusst … bis … bis das Luftfahrtzeug „kontrolliert“ in den Boden fliegt. Danach hat der Pilot meistens keine Gelegenheit mehr, darüber nachzudenken, warum er sein Flugzeug/ Hubschrauber „baulich verändert“ – also auf Deutsch: „verschrottet“ hat.

archiv-2017-fasching05.jpgGenau dieser Flugunfall passierte in unserer Kirche. Als unser Pfarrer wohlgesetzte Worte für das Leben mit Jesus fand und predigte, flog ein Hubschrauber in die Kirche … anfangs recht erfolgreich … und stürzte plötzlich auf die Kirchenbank. Zum Glück saß dort keiner und zum Glück überlebte der Pilot. Denn es war ein kleiner ferngesteuerter Indoor-Hubschrauber. Doch genauso katastrophal, wie der Flug zu Ende ging, berichtete der Pilot, dem Pfarrer – mehrfach dessenarchiv-2017-fasching02.jpg Predigt unterbrechend – was auf dem Pannen-Airport Berlin alles so schief ging, denn da wollte/sollte der Hubschrauber eigentlich landen.

Das war nicht der einzige Höhepunkt im Gottesdienst – oder sollte man es lieber „Tiefschlag“ nennen. Unser Pfarrer mit der Narrenkappe (Kleider machen Leute !) und die Ministranten mit herrlich bunten Kopfschmuck machten unseren Faschingsgottesdienst zu einem (sagen wir mal vorsichtig) „närrischen Treiben“.

Nach der Messe lud die Jugend zum Kirchenkaffee ein, spendierte Kaffee und Kuchen, damit sich die Gemeinde noch mal so richtig die Bäuche füllen konnte, um ab Aschermittwoch irgendwie heil durch die Fastenzeit zu kommen. Denn wenn in sieben Wochen nur noch dürre, blasse Gestalten den Ostergottesdienst feiern, sieht das ja auch nicht schön aus.

Fotos: Beate Leisterer, Text (und Dialog) HL

 

Einen Teil der Predigt, nämlich den mit dem Berliner Flughafen, können sie hier lesen:

(Der Hubschrauber kommt hineingeflogen und landet)

PBK:   Was soll das?

H:       Ich suche eine Landebahn

PBK:   In der Kirche?

H:       Ich wollte in Berlin auf dem Flughafen landen. Aber der ist ja immer noch im Bau.

PBK:   Aber deshalb kann man nicht in der Kirche fliegen!

H:       Und wo soll ich sonst landen?

 PBK:   In Tempelhof zum Beispiel.

 H:       (überlegt): Tempel-Hof. Aber das hier ist doch ein Tempel. (überlegt): Oder hätte ich lieber auf dem Hof landen sollen? (sieht sich in der Kirche um und blickt auf den Tabernakel): O, was für ein schöner Tower!

 PBK:   Das ist kein Tower sondern ein Tabernakel.

 H:       Ein Taber-Was?

 PBK:   Ein Tabernakel. Dort werden die Hostien aufbewahrt!

 H:       Hostien?

 PBK:   Ja, Hostien – also die Oblaten fürs Abendmahl.

 H:       Ach ich verstehe: Catering.

(PBK schlägt die Hände über dem Kopf zusammen und verzweifelt)

 H:       (sieht das ewige Licht): Und das rote da unten ist keine Landebahnbefeuerung?

 PBK:   Nein, das ist das ewige Licht. Das symbolisiert …

 H:       (unterbricht): Das ewige Licht gibt es auch auf dem Berliner Großflughafen. Es geht einfach nicht auszuschalten. Wenn Sie wüssten, Herr Pfarrer, welche Pannen und Baumängel es dort gibt: die Rolltreppen sind einfach zu kurz und laufen ins Leere.

 PBK:   Rolltreppen haben wir hier nicht.

 H:       Na welch ein Glück für den Kantor. Dann kommt er ja zu seiner Orgel ohne dass er die letzten Meter mit einem Hechtsprung überbrücken muss.

 PBK: Der Kantor spielt schon über 60 Jahre Orgel.

 H:       Was 60 Jahre hat die Empore der Kirche schon gehalten? Auf dem Flughafen werden schon wieder Wände abgerissen, die gerade mal 5 Jahre standen.

 PBK:   Herr Walter hat die Orgel schon gespielt, als du noch mit der Trommel um den Kirchturm gerannt bist. So und jetzt störe meine Predigt nicht mehr.

……..

 H:       Oh, Hilfe, hier brennt es! Schnell, raus aus der Kirche, hier brennt es?

 PBK:   Wo?

 H:       Na da, hinter dem großen Check-in-Tisch, da wo irgendeine Airline Blumen draufgestellt hat!

 PBK:   Aber das ist doch nur der brennende Dornbusch. Und der Check-in-Tisch ist ein Altar. Dort gibt es kein Gepäckband und keine Bodenstewardess.

 H:       Aber davor gibt es doch auch immer Schlangen, meistens so in der zweiten Hälfte der Versammlung, wenn alle aus den bereitgestellten Sitzgelegenheiten springen und sich anstellen. Das ist wohl kein Check in? Und ich dachte, hier wurde genauso gefuscht, wie am Berliner Flughafen und das Gepäckband vergessen. Aber, was mir Sorgen macht, ist das Feuer da hinten. Kann es wirklich nicht auf die Gläubigen überspringen?

 PBK:   Es soll sogar auf die Menschen überspringen, denn es ist das Feuer des Glaubens!

 H:       (ängstlich): Aber sie wissen schon, dass die Löschwasservorräte draußen an der Tür in den kleinen Glasschälchen nicht ausreichen, um das Feuer wieder zu löschen?

 PBK:   Das ist Weihwasser. Man nimmt es, bekreuzigt sich und …

 H:       … und watet, bis das Feuer von dort vorne auf einen überspringt. Schon verstanden. Dann heißt wohl die Kirche auch Willy Brandt, wie der Flughafen?

 PBK:   Quatsch. Darf ich jetzt weiter predigen?

 H:       (unterbricht): Dann braucht die Kirche ja doch eine Gepäckabfertigung. Wo ist sie?

(P. Bernhard zeigt auf den Beichtstuhl.)

 H:       Was? Das kleine Ding ist die Gepäckabfertigung? Die ist ja noch hirnloser geplant, als die viel zu wenigen Gepäckbänder auf dem Flughafen!

PBK:   Aber sie funktioniert!

H:       Was heißt: funktioniert?

 PBK:   Na ja, die Leute gehen mit einer Last hinein und kommen ohne wieder raus.

 H:       Und die Last?

 PBK:   Ist weg!

 H:       Wie weg?

 PBK:   Weg!

 H:       Ach jetzt verstehe ich auch, warum wir zwei Polizisten in der Gemeinde haben! Die suchen nach geklauten Koffern. Schöne Kirche ist das!

Aber auf dem Flughafen gibt es auch zu wenige Schutztüren. Ich glaube, das hier ist auch ein total fehlerkonstruiertes Gebäude – bloß eben, dass es schon in Gebrauch ist.

 PBK:   Langsam, langsam, wir haben ein funktionierendes Gotteshaus, eine r enovierte Kapelle und ein neues Dach auf dem Pfarrhaus. Und alles war innerhalb eines Jahres fertig! Unsere Kirche funktioniert.

 H:       Naja, Ansichtssache. Auf dem Berliner Flughafen sind 1000 Bäume falsch gepflanzt worden und müssen wieder abgeholzt werden. (H. überlegt:) Da fällt mir ein, stand hier nicht auch mal ein Baum? Warum ist er weg? Ist er auch falsch gepflanzt worden?

 PBK:   Das hat andere Ursachen.

 H:       Oh, verstehe. Warum so einsilbig, Herr Pfarrer? Ich frag doch bloß.

 PBK:   Kann ich jetzt weiterpredigen?

 H:       Äh ja, nur eine Frage: gib es hier W-Lan?

 PBK:   In der Kirche nicht.

 H:       Auf dem Flughafen auch nicht! Also ist hier doch nicht alles perfekt?

 PBK:   Im Gottesdienst braucht man kein W-Lan

 H:       Nicht mal die Ministranten? Denen ist das Smartphone schon an die Hand gewachsen.

 PBK:   (zornig): Jetzt reichts! Du kommst hier mit Deinem Hubschrauber geflogen, störst meinen Gottesdienst und versuchst unsere schöne Kirche mit dem desaströsen Flughafen zu vergleichen. Das ist widerlich! So, und jetzt predige ich weiter

(H. unterbricht:)

 H:       Pater erzählen sie nicht gerade Mist? Heute ist nicht Himmelfahrt sondern Fasching.

Pater Bernhard redet unbeirrt weiter:)

….

(H. unterbricht:)

 H:       Aber Himmelfahrt, was ist Himmelfahrt? Muss die Gemeinde am Boden bleiben, nur weil das hier kein Flughafen ist? Oder steht eine Boeing vor der Kirche?

 PBK:   Himmelfahrt heißt eigentlich „Christi Himmelfahrt“ und ist allein Jesus vorbehalten. Er ist sozusagen ein Alleinreisender.

 H:       Oder Alleinwartender.

 PBK:   Wieso?

 H:       Na, weil der Flughafen noch nicht offen ist.

 PBK:   Du hast keine Ahnung.

H:       Deswegen bin ich ja hier. (macht eine Pause:) Sagen Sie, sind die ganzen Leute freiwillig hier … ohne Rolltreppe, ohne W-LAN …

 PBK:   Alles, was ich so gehört habe, hat der Flughafen weder W-LAN, noch ein funktionierendes Computersystem

 H:       Ja, und Kabelsalat – überfüllte Kabelschächte, verbotene Kabelkombinationen … und wenn eine kaputte Wasserleitung auf ein Starkstromkabel trifft, dann gibt es wohl eine vorzeitige Gottesbegegnung …

 PBK:   Gott kannst Du hier jeden Sonntag begegnen – ohne Starkstromerlebnis

H:       Sagen Sie, Sie sind doch ein frommer Mann. Ich hab da mal eine Frage: Kann man den Glaube an eine Eröffnung des Flughafens als Religion anerkennen?

 PBK:   Warum?

 H:       Na, man sieht nichts, es tut sich nichts, die Probleme werden immer größer und trotzdem gibt es eine Minderheit, die fest daran glaubt, dass Berlin Airport eines Tages eröffnet wird. Das lässt sich doch mit Vernunft nicht erklären!

 PBK:   Willst Du etwa sagen, alle, die hier sitzen, sind unvernünftig, weil sie glauben?

 H:       Sie glauben wohl alle daran, dass der Flughafen noch öffnet … ist ja crazy.

 PBK:   Nein, sie glauben, dass es einen Gott gibt, Jesus für unsere Sünden gestorben ist und für die Menschen …

 H:       Ist er auch für Bausünden gestorben?

 PBK:   Wenn Du weiter so lästerst, gehst Du in den Beichtstuhl

 H:       Ach dahin, wo das Gepäck immer verschwindet? (überlegt): Ist da auch der Anton verschwunden, der früher hier alles unsicher gemacht hat?

 PBK:   Ja stimmt, von dem hat man lange nichts gehört – dabei hatte er mal einen so philosophisch wertvollen Text unter anderem auch über den Flughafen geschrieben.

 H:       Den Text hab ich.

 PBK:   Woher?

 H:       Auf dem Müll gefunden.

PBK:   Was? Auf dem Müll?

 H:       Ja, wussten Sie das nicht, dass geheime BER-Akten im Müll gefunden wurden?

 PBK:   Also, ich glaube, der Flughafen ist wirklich eine Katastrophe.

 H:       Genau. Oder man sagt: „Suboptimal!“ So, ich gehe jetzt. Falls sie möchten, hier ist der Text aus dem Müll – Aber sie wollen ja lieber diesen gereimten Kram hier zum Besten geben. Dann kann ich nur viel Spaß wünschen.

 PBK:   Den Spaß habe ich. Keine Sorge. Und jetzt lass mich bitte meinen Gedanken folgen:

 (H. unterbricht abfällig:)

 H.        Zu viel Härte! Für mich auch. Diese vielen Reime! Das Heilige Evangelium nach Johann Wolfgang von Goethe

(Pater Bernhard verschafft sich wieder Gehör:)

PBK:   Ruhe jetzt, Bruchpilot. Ich bin dran!

 Das ist wie das Amen im Gotteshaus,

den Henning schmeiß ich jetzt raus,

und schon ist die Predigt aus.

Hellau!