Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++
Zeugnis geben über Gott und das Leben
 
Gedanken zum ökumenischen Gottesdienst am 21. November
 
Kurz nach 16:30 Uhr treffen P. Bernhard Kuhn und Reto Wanner im Pfarrhaus der evangelisch-Lutheranischen Kirchgemeinde von Neukirchen ein. Der evangelische Pfarrer Morgenstern, einige Helfer/innen und schon einige Gläubige begrüßen uns herzlich. Bis zum Beginn des ökumenischen Gottesdienstes um 17 Uhr quillt der stattliche Pfarrsaal über. Emsig werden Stühle herbeigeschafft. Es wird zusammengerückt und jede
freie Ecke ausgenutzt. Viele bekannte Gesichter aus der Pfarrgemeinde St. Antonius entdecke ich. Ein mehrstimmiger Chor unter Leitung einer Dirigentin und mit Begleitung durch ein Klavier umrahmt den Gottesdienst würdig. Nach einem Vorspiel treten Pfarrer Morgenstern, im Talar, und P. Kuhn, mit Stola, in den voll besetzten Pfarrsaal ein. Der evangelische Pfarrer eröffnet den ökumenischen Gottesdienst. Er bemerkt schmunzelnd, dass gerade das enge Beisammensitzen zum Thema des Gottesdienstes passe. In diesem
Gottesdienst gehe es um das Vertrauen und um das Gebet. Es werden drei Personen aus ihrem Arbeitsbereich erzählen und um Unterstützung im Gebet bitten. Es folgt die Lesung und das Evangelium. Als erstes Schildert Sr.
Bernadette (Zweig vom Franziskanerorden) über ihre Aufgabe als Nothelferin. Damit sei nicht das Verarzten an der Unfallstelle gemeint, sondern die Betreuung der Hinterbliebenen der Opfer. Derzeit nehmen 14 Nothelfer/innen diese Aufgabe wahr. Darunter befinden sich auch einige evangelische Pfarrer.
Herzensbewegende Beispiele rütteln uns Zuhörer/innen auf. Sr. Bernadette, die schon einige Jahre diese Aufgabe ausführt, sagt, dass es nie Routine geben kann. Jeder Einsatz sei individuell anzugehen. Oft werde sie, die in der Ordenstracht unverkennbar mit der Religion in Verbindung gebracht wird, gefragt, ob es denn einen lieben Gott gebe, wenn er dieses Unheil zulasse. Sr. Bernadette werde dann zur Antwort geben, dass Gott selbst uns irgend wann einmal darauf Antwort geben wird. Oftmals seien wenige Worte besser,
als viele, aber dafür unpassende. Die Würde des Verstorbenen zu wahren stehe dabei im Vordergrund. Im Anschluß an die bewegenden Ausführungen folgen vorformulierte und freie Fürbitten. Ein Zwischengesang aus den Seligpreisungen führt zum nächsten Beitrag von Herrn Bernhard Klose. Er ist Richter im Strafrecht in Chemnitz. Auch Herr Klose bringt eindrückliche Beispiele aus der Praxis. Es ist schon eindrücklich in welcher
"Sandwichposition" die Richter sind. Auf der einen Seite ist das Gesetz, auf der anderen Seite sind das Opfer und der Täter. Und nicht zuletzt tritt auch noch die Öffentlichkeit auf den Plan. Immer wieder wird die Frage laut: "Was ist denn gerecht?" Ähnlich wie bei Sr. Bernadettes Aufgabe steht die Würde des Menschen, vor die des Opfers, im Zentrum. Nach den Fürbitten und Zwischengesang berichtet Mario Reier vom Don Bosco Haus auf dem Sonnenberg. Mario betont die Stärke des ökumenischen Don Bosco Haus Teams. Einige seien
katholisch, einige evangelisch und einige haben gar kein Glaubensbekenntnis. Liebevoll skizziert Mario das Kinderzirkusprojekt. Oft werden im Zirkusprojekt erstaunliche Begabungen der jungen Menschen entdeckt. Meist sind es schwache Schüler/innen, die vielleicht in Mathe sich schwer tun, aber innerhalb kürzester Zeit das Jonglieren, das Einradfahren usw. erlernen können. Höhepunkt seien jeweils die Aufführungen. Wenn dann noch
die Eltern der Kinder sehen, was für verborgenen Talente in ihren Söhnen und Töchtern stecken, sei schon so manches Herz weiter geworden. Wichtig sei ein wohlwollendes Umfeld für die jungen Menschen. Deshalb versucht das Don Bosco Team auch die Eltern zu erreichen und ihnen zu helfen. Wiederum folgen
Fürbitten und der Zwischengesang. Durch Handauflegung werden die drei Referenten/in gesegnet - für alle in diesen Aufgabenbereichen Tätigen stellvertretend. Man spürt fast, die von intensivsten Gebeten erfüllte
Stimmung im Raum. Höhepunkt findet der Gebetsausdruck in dem ökumenischen Gebet des Vater unser. An den Händen haltend, beten wir tief bewegt das Vater unser. Ich bin überzeugt, diese so stark spürbare Gebetsgemeinschaft wird einiges Bewegen und weit aus dem Pfarrsaal in Neukirchen strahlen. Es ist
ein richtig stärkendes Gefühl. Ganz deutlich wird, dass für all diese Aufgaben die Hilfe des einen Herrn unumgänglich ist. Ja, ohne die Hilfe des Herrn wären die Aufgaben kaum zu meistern. Nach dem Ausklang findet ein reger Austausch unter den Teilnehmer/innen im Pfarrhaus statt. Für mich war dies die erste Teilnahme am ökumenischen Gottesdienst der Kirchgemeinden St. Antonius und Neukirchen. Mich haben diese offenen Berichte der Referenten/in stark berührt. Und die dabei entstehende tiefe ökumenische Gebetsgemeinschaft enorm Hoffnung gegeben aufeine gemeinsame, menschenwürdigere Zukunft.
 
Text: Reto Wanner