Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++
Leid, Tod, Auferstehung:
 
Die Liturgie der Kar- und Osterzeit
 
Das Kreuz. Verschiedene Entwürfe, wie man den Karfreitag symbolisch darstellen kann, vereinigen sich zu einem Bild, dem zentralen Bild des christlichen Glaubens. Genauso zentral, wie der Kreuzestod Jesu ist die Auferstehung. Ohne dieses göttliche Wunder, wäre das Kreuz sinnlos und der christliche Glaube tot. Woher käme dann die Hoffnung, wenn das Symbol der Hinrichtung endgültig wäre? Keine liturgische Zeit ist so dicht, wie Karwoche und Osterzeit. Es beginnt mit dem Paradoxon des feierlichen Einzuges Jesu in Jerusalem am Palmsonntag. Das Volk jubelt ihm zu, huldigt ihn als König. Nur 5 Tage später wird dieser König wie ein Verbrecher gekreuzigt. Das Volk, das ihm zugejubelt hat ist ein Mob geworden, der nun seinen Tod fordert. Kann man schneller und tiefer fallen? Gerade weil diese Glaubenswahrheiten so wichtig und zentral sind, wurden sie Bestandteil eines sehr intensiven firmvorbereitenden Wochenendes.
 
Es begann mit dem Gründonnerstag.
Jesus saß mit seinen Jüngern zum Abendmahl und wusste bereits, dass er verraten werden wird. In der Kirche läuten zum letzten Mal vor der Osternacht die Glocken. Der Tabernakel wird geleert und die Hostie feierlich in eine Kapelle überführt. Dann bleibt die Kirche dunkel … bis zur Kreuzverehrung am Karfreitag. Die Gläubigen halten in der Kapelle Anbetung und sind gedanklich bei Jesus auf dem Ölberg, dort wo er voller Angst seinem Tod entgegensah und die Einsamkeit doppelt erleben musste: die empfundene Verlassenheit von Gott und die schlafenden Jünger.
Nach dem Gottesdienst mit Fußwaschung einiger Firmlinge feierten sie gemeinsam die Agape, nach einem sehr alten festgelegten Ritus. Danach wartete die Kapelle zur Anbetung. Die Ölbergstunde Christi vor der Monstranz: ein stilles Gebet mit vorbereiteten Impulsen schloss den Tag, bevor auch dieser Tabernakel geschlossen wurde und sich eine Stille über alles legte, die am nächsten Tag durch schmerzvolle Hammerschläge durchschnitten werden sollte, am:
 
Karfreitag.
Ein Kreuz mit Korpus ist das zentrale Symbol dieses Tages. Jedes Jahr um 15.00 Uhr, der Sterbestunde Jesu, wird dieses Kreuz feierlich in
die Kirche getragen, um vom Andachts-Besucher verehrt zu werden. Dieses Jahr jedoch blieb das Kreuz in der Sakristei. Am Vormittag des Trauertages gingen die Firmlinge im Wasserwerkspark einen Kreuzweg. Aus verschiedenen Stämmen banden sie dann ein eigenes Kreuz, das mit einer Dornenkrone versehen zur Kreuzverehrung in die Kirche getragen wurde. Jeder Besucher konnte vor diese gebundenen Holzbalken eine Blume ablegen. Den ganzen Tag lang beschäftigten sich die Jugendlichen mit der Karfreitagsliturgie: kreativ, meditativ. Am Abend stand das Kreuz immer noch vor dem Altar, umgeben von Kerzen und den nachmittags abgelegten Blumen. Auf den Bänken lagen verschiedene Zettel mit Gebeten, Texten und Bildern. Im Hintergrund sorgte Gounods Requiem für die nötige ruhige Atmosphäre, eine Ruhe, die in den folgenden Tag getragen werden sollte, den:
 
Karsamstag.
Es ist der zweite Tag, bevor dann am dritten Tag die Auferstehung des Herrn gefeiert werden kann. Dieser Karsamstag wird auch Tag der Grabesruhe genannt. Maria und die Jünger mussten den Schock der Kreuzigung verdauen, Josef von Arimathäa hatte den Leichnam Jesu in dem von ihm gekauften Familiengrab bestattet, ein schwerer Stein schloss diese Grabstätte. Den Jugendlichen wurde das Sakrament der Beichte angeboten, um gemeinsam mit einem Priester Steine im Leben zu finden oder Verschlossenes im Herzen ein Stück ins Licht zu rücken. Später wurden Osterkerzen verziert, um damit Licht in die Kirche tragen zu können, das am Feuer entzündete Licht in die:
 
 
 
Osternacht.
Diese Osternacht, die Auferstehung des Herrn wurde festlich in der Kirche gefeiert. Viele Ministranten (auch aus der Firmgruppe) verrichteten den Dienst am Altar, der Kinder- und Jugendchor gestaltete Teile des Gottesdienstes musikalisch: am Osterfeuer und in der Kirche. Dort stimmte nach den Tagen der Stille unser Kantor endlich das Gloria an, die Glocken läuteten in die Nacht hinein: der Herr ist auferstanden!
 
 
 
 
 
Noch eine Bemerkung am Rande:
In der Karwoche thematisierte Anne Will in ihrer Talkshow die Frage, ob die Kirche noch Antworten hat. Wirklich nachdenklich machte ein kleiner Einspielfilm, in dem Fußgänger danach gefragt wurden, was sie mit Ostern noch verbinden. Obwohl diese Umfrage natürlich nicht repräsentativ war und die Aussage in der Hinsicht verdichtet wurde, das ein Moslem uns christlich geprägter Gesellschaft sagen musste, warum wir Ostern feiern; so ist es doch bedrückend für einen Christen, das mit ansehen zu müssen. Dank der guten und liebevollen Vorbereitung der firmvorbereitenden Tage und deren engagierten Durchführung, können wir zumindest bei unseren Firmlingen diese Wissenslücken ausschließen. Sie erlebten eine sehr intensive Zeit, die auch über das Wochenende und die Firmung hinaus ihre Spuren für unsere Gemeinde und Umwelt zeichnen wird, als Spuren des Glaubens und Lichtes in einem teilweise schon recht glaubensarmen Land.
Pater Bernhard schrieb mir Ostern eine E-Mail, in der es vorrangig um organisatorische Dinge, weniger um das Firmwochenende ging. Dennoch schrieb er am Schluss dieser Mail: „Es waren zwar z. T. anstrengende Tage mit wenig Schlaf …, dennoch würde ich im kommenden Jahr gleich wieder so etwas machen, wie die Kar- und Osterliturgie mit Jugendlichen (oder Erwachsenen)."
 
 
Text: Henning Leisterer, Fotos: die Jugendlichen
 
Folgende Bilder stehen symbolisch für das Wochenende:
Feier der Agape am Gründonnerstag
Das Kreuz wird gebunden
Das von der Jugend gebaute Kreuz in der Kirche
Der Herr ist auferstanden: das Osterlicht zieht in die Kirche ein.