Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++
Aus der Kirche weitertragen
 
Kirchenbesucher stapfen den Weg aus dem Sakralbau zurück in die Wohnungen. Es ist eine Minderheit, die gestärkt aus der Kirche in den Alltag geht, vielleicht gerade mal zwanzig Prozent der Einwohner. Oder etwas mehr? Die Anderen sind mit sich selbst beschäftigt. Doch stimmt das so? Ist hinter dem grellen Kunstlicht nicht auch so mancher Einsame und Vergessene? Die alte Witwe zum Beispiel, die sich den Fernsehgottesdienst ansehen muss, weil ihre Beine sie nicht mehr weit tragen können? Oder die Familie, die einen schlimmen Verlust erlitten hat im letzten Jahr und noch nicht aus dem Trauergefängnis herausfindet? Sitzt vor der Ersatzdroge Fernseher nicht auch der von der Kirche Enttäuschte, der seinen Namen auf einer Karteikarte im Pfarramt stehen hat? Leider kennt in der Gemeinde nur diese Karte seinen Namen. Sonst niemand. Seine Sehnsüchte, seine Fragen, das Wertvolle, Liebenswerte an ihm, sein Lachen, auch sein Weinen, das kennt niemand, nicht mal die Karteikarte. Wie allein sind doch diese Leute in dem Umfeld der nachbarlichen Ichbezogenheit. Auch und gerade für diese Leute ist Jesus in die Welt gekommen. Ihnen schenkt er sich. Doch wie sollen das die Menschen hinter den Fenstern glauben, wenn kaltes Deckenlicht das einzige ist, was sie umgibt. Wenn für sie jemand in der Kirche eine Kerze entzündet und ihnen bringt, nicht nur einmal im Jahr, sondern immer wieder, dann wird es wirklich heller. Dann ist Kirche nicht nur eine sich selbstverwaltende Einrichtung, die im Gottesdienst feierlich die frohe Botschaft verkündet, denen die gekommen sind. Jesus liebt jeden von uns in einer nicht zu erahnenden Intensität. Er trägt uns durch die Stürme des Lebens mit einer die Welt verändernden Botschaft. Und er braucht uns als Boten, als Kerzenträger, die das Licht der Liebe weitertragen, die den Weg aus der Kirche in die zwar grell flimmernden, aber oft doch so trostlos dunklen Wohnungen gehen.
 
Text u. Fotos: Henning Leisterer