Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++

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Laodizea

 

Gedanken zum Ökumenischen Gottesdienst zu Buß- und Bettag

Zwischen den internationalen Flughäfen Izmir und Antalya liegt die Provinzhauptstadt Denizli. Dann muss man nur noch eine Stunde in nördliche Richtung laufen (6 km) und schon ist man in der antiken Stadt Laodizea. Sie ist eigentlich der perfekte Ort: und reich. Diesen Reichtum verdankt sie dem Handel mit sehr reinem Gold und Wolle. Es gibt keine Probleme in Laodizea, alles läuft wohlgeordnet. Die Menschen sind zufrieden: so, wie es ist, mit sich, ihrem Wohlstand und der Stadt. Eigentlich beneidenswert.

Der katholische Pfarrer Schäffel wies in seinen Einführungsworten auf Ängste hin. Zeitenwende 24. Februar 2022. Mit Fassungslosigkeit sahen wir auf den Krieg in der Ukraine. Die Unterstützung war groß … auch noch im Sommer und Herbst. Doch dann trat das Thema Energie immer mehr in den Vordergrund, die hohen Rechnungen für Heizkosten und unsere (wirtschaftliche) Angst wurde größer: ja, so groß, dass einige Menschen fordern, mit dem Aggressor Russland statt Verurteilung lieber „business as usual“ zu betreiben und mehr Verständnis für Russland und sein Handeln aufzubringen – um wieder an den Gashahn zu kommen. In Laodizea gibt es keine Probleme, keinen Mangel. Dort herrscht Gleichgültigkeit, Handel und Wohlstand. Laodizea ist nicht heiß oder kalt, sondern einfach lau und geht den goldenen Mittelweg. Doch wie kann Glaube belastbar sein oder gar wachsen, wenn die scheinbaren Sicherheiten genügen? Mit diesem Thema setzte sich der evangelische Pfarrer Dziubek auseinander. Wie soll Jesus handeln, wenn niemand sein Handeln erwartet oder benötigt? Jesus findet die Bürger der Stadt in der Offenbarung 3,14-21 (auch Predigttext) zum Kotzen: ihr Glaube leblos, unattraktiv, angepasst, abgeschlafft – also alles das, was totes Christsein oder tote Kirche ist. Sind wir noch von Jesus begeistert? Brennen wir für ihn oder unseren Glauben oder sind wir auch zum Ausspucken lau? Pfarrer Schäffel stellte uns Servulus in den Raum, den gelähmten Bettler, der vor der Kirche bettelte: nicht nur um etwas Brot oder Geld. Weil Servulus Analphabet war, bettelte er darum, dass die Menschen ihm Verse aus der Bibel vorlesen, seine geistige Nahrung, die ihm wichtig war. Welch ein Gegenteil zu den Menschen von Laodizea.

Die Predigt bestand aus vier Teilen, in denen sich Pfarrer Schäffel und Pfarrer Dziubek abwechselten: immer unterbrochen von dem (ukrainischen) Kyrie Eleison (GL 155) und wunderbarer Musik der beiden pensionierten Robert-Schumann-Philharmoniker und Gemeindemitglieder Bärbel und Horst Forster. Mit Flöte, Violine und Klarinette begeisterten sie die Gottesdienstbesucher und Horst Forster begleitete den Gemeindegesang zudem mit der Orgel. Selbstverständlich trafen wir uns im Anschluss an den schönen, beeindruckenden Gottesdienst in den Gemeinderäumen zu einem Imbiss (Kuchen oder bestrichene Brötchen) sowie Tee und Kaffee, beide Getränke heiß, nicht lau und freuten uns, wieder einmal zusammen zu sein, so, wie wir es auch zum Emmausgang oder Pfingstmontag waren. Es sind feste Punkte in unseren Gemeindekalendern, Berührungspunkte ökumenischer Verbundenheit.

Laodizea, die perfekte Stadt. Inzwischen ist diese Stadt tot, verschüttet, wieder ausgegraben. Ein paar Steine zeugen von dem einstigen Reichtum, der nun nur noch in alten Spuren zu erahnen ist. Gott, unsere Gemeinde, unsere Ökumene, ja auch unsere Ängste und Zweifel sowie unsere Hoffnung unser Vertrauen und das Bereitsein für Gott – das alles ist lebendig.

Text und Fotos: Henning Leisterer