Lebendige Steine

Kirchweihfest

Ein Betrunkener fragte einen Passanten (ohne zu wissen, dass der Passant Pfarrer war): „Glaubst du an Gott? Gehst du in die Kirche?“ Der Pfarrer sah in das traurige, verwitterte Gesicht des Betrunkenen und wollte sein „Ja“ erklären. Doch auf Erklärungen war der Betrunkene nicht aus und sagte: „Hast du es gut!“ So begann Pater Michael seine Predigt zum 88. Kirchweihfest und ergänzte: Ja, wir haben es gut, dass wir in unserer Kirche glauben und diesen Glauben frei leben und bekennen können, auch ohne Angst vor Anschlägen, wie in anderen Ländern. Und Pater Michael fügte noch einen Gedanken hinzu: Eine Kirche besteht aus verschiedenen Steinen, dem Mauerwerk aber auch den Menschen, die sie bauen. Diese (menschlichen) Steine sind manchmal desolat oder brechen einfach weg, wenn wieder Menschen austreten. Und trotzdem haben wir es gut, weil unser Leben durch Glauben getragen wird, das Jahr nicht von Silvester zu Silvester geht, sondern von Silvester über die Fastenzeit, Gründonnerstag, Karfreitag, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten, Erntedenk, Kirchweih, Advent und Weihnachten bis Silvester. Und so, wie unsere Kirche St. Antonius sich seit 88 Jahren zeigt und ein guter Ort ist, so müssen auch wir Christen uns zeigen und ein guter Ort in und mit guten Begegnungen für die Menschen sein. Dann wird es St. Antonius auch weiterhin geben, als einen wichtigen Ort in Altchemnitz.

Unmittelbar nach dem Festgottesdienst musizierten die Akkordeon-Harmonists. Für dieses Orchester ist der Saal St. Antonius ein vertrauter Ort: ihr Probenraum für die Konzerte, mit denen sie seit 25 Jahren ihr Publikum in In- und Ausland begeistern. Den ihnen und uns vertrauten Ort Gemeindesaal machten die Musiker zu einem guten Ort für uns, indem sie mit ihrer Musik begeisterten. Während des großartigen Konzertes standen „Drei Herren am Grill“ (Andreas, Paul und Henning) – nicht zu verwechseln mit den „Drei Damen vom Grill“ aus der gleichnamigen ARD-Serie – und brachten etwas Wärme in Fleisch, Wurst und Grillkäse, um nach dem Konzert bei gemeinsamer Mahlzeit uns begegnen zu können. Schön, dass nach dem polnisch-sprachigen Gottesdienst noch Pater Marek mit Gemeindemitgliedern sowie Pater Albert von den Salesianern dazu kamen. Ein besonders schönes Wiedersehen gab es auch mit Pater Sarath Parri aus Andrah Pradesh (Indien), der vor einigen Jahren in Chemnitz gelebt und ab dem Jahr 2015 als neu geweihter Priester hier den ersten priesterlichen Wirkungsort bekam, bevor sein Provinzial ihn nach Indien zurückberief. So war das 88. Kirchweihfest ein Fest der „lebendigen Steine“, ein Wiedersehen, ein Ausblick, ein Zusammensein und bei schönstem Wetter auch ein gemütliches Durchatmen, bevor am Montag die Religiöse Kinderwoche wieder viel (auch ehrenamtliches) Engagement fordern wird, damit die verbauten und lebendigen Steine auch für unsere Kinder ein guter Ort sein können.

Text und Fotos: Henning Leisterer