Röm.-kath. Pfarrei Hl. Mutter Teresa Chemnitz
Gemeinde St. Antonius
Erfenschlager Str. 27 • 09125 Chemnitz • Tel.: 0371/50034
Kreuz
     +++ Bildern zum letzten Familiengottesdienst finden sie unter Aktuelles +++ Einladung zu den Meisterwerken von Max Bochmann am 14.Mai in St. Antonius +++

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Im VW-Bus mit Pater Tom
 
Persönliche Notizen über einen außergewöhnlichen Ordensmann
 
In den Nachrichten und Berichten wurde immer wieder über das Schicksal von Pater Tom Uzhunnalil (indischer Salesianer-Pater im Jemen) berichtet. Die deutsche Seite der CNA fasst das Martyrium des Ordensmannes gut zusammen. Was Pater Tom in der Gefangenschaft nicht wusste, aber durch die Nachrichten ging: er sollte von den dschihadistischen Entführern grausam gekreuzigt werden. Viele Menschen beteten für den Pater, auch die Salesianer und die Gemeinde in St. Antonius. Pater Tom ist mit dem Leben davon gekommen – wurde befreit. Trotzdem musste dieser Ordensmann Dinge erleben, die nur schwer vorstellbar sind: Er wurde Zeuge der Ermordung von 4 Mutter-Teresa-Schwestern, mit denen er wenige Minuten vorher noch Heilige Messe gefeiert hat. 18 Monate lebte er in völliger Isolation an unterschiedlichen Orten in völliger Ungewissheit aber mit der Angst um das Altersheim, das er, die ermordeten Schwestern und (teilweise muslimische) Mitarbeiter betreuten.
images/Archiv/2019/archiv-2019-tom05.jpgWas macht dieser körperliche und seelische Terror mit einem Menschen? Und, was macht Pater Tom jetzt? Nicht die Nachrichten sollten diese Fragen beantworten, sondern Pater Tom persönlich – auf seiner Tour durch kirchliche Orte in Chemnitz. Am ersten Tag feierte er eine Heilige Messe in der von Salesianern betreuten Gemeinde St. Marien Zschopau (mit der St. Antonius seit 2011 gemeinsam auf dem Weg ist). Während ich mich mit meinem Besuch unterhielt (Rubina, einer jungen Bekannten aus Süd-Indien, die in Chemnitz studiert hatte), stand Pater Tom plötzlich mit Mutter-Teresa-Schwestern auf dem Hof von St. Antonius. Inder haben ein anderes Kälteempfinden und so trug er eine Wollmütze während wir noch in Sommerjacken steckten. Natürlich unterhielt sich P. Tom sofort mit Rubina, da war die Sprachbarriere nicht so groß. Meiner Bitte, ein Foto für unsere Gemeinde-Homepage machen zu dürfen, kam er gerne nach und setzte sich ohne Mütze der europäischen Kälte aus. Gemeinsam mit Pater Bernhard, den Schwestern, einem weiteren indischen Pater fuhren wir im VW-Bus nach Zschopau. Ich hatte das Glück, neben Pater Tom zu sitzen, einem Mann, images/Archiv/2019/archiv-2019-tom04.jpgder es nach seiner Befreiung zu einiger Prominenz gebracht hatte (Empfang bei Papst Franziskus …) Aber weder das erlebte Leid, noch die nachfolgende Aufmerksamkeit um seine Person haben diesen Mann in meiner Wahrnehmung verändert. Mit meinem Minimal-Englisch versuchte ich so eine Art Kommunikation zu gestalten. Dabei erlebte ich den Ordensmann als den Menschen zugewandt. Er fragte Rubina über ihre Zeit als Studentin in Chemnitz. Er, der soviel erlebt hat und erzählen konnte, interessierte sich für die Menschen und ihre Geschichten. Ich erzählte dem Weltreisenden etwas über das Erzgebirge und die ehemalige Motorradfabrik in Zschopau. Auch das (für ihn völlig Unwichtige) nahm er mit Interesse auf und fragte nach. Als ich dann über die Berichterstattung über ihn und die Gebete unserer Gemeinde für ihn erzählte, legte er seine Hände mit den Handflächen aufeinander hob sie hoch und bedankte sich mit leuchtenden Augen. Das war mir fast schon peinlich, denn unsere Gebete waren das Mindeste, was wir für ihn tun konnten, für einen Mann, der seine Gesundheit und sein Leben freiwillig in den Dienst der leidenden Menschen im Jemen gestellt hat, als einziger und letzter katholischer Priester in diesem vom Krieg gezeichneten Land.
images/Archiv/2019/archiv-2019-tom01.jpgDie Macht und Kraft des Gebetes stellte er in seiner Predigt immer wieder in den Vordergrund. Mit fester Stimme, ohne Hass im Unterton berichtete Pater Tom über sein Martyrium im Jemen. Trotz der Erlebnisse konnte er immer gut schlafen. Seine Kraft zog er aus dem Gebet und dem stillen Feiern der Hl. Messe im Geist. Die Beziehung zu Gott in der ganzen schlimmen Zeit waren Nahrung, Hoffnung, Zuversicht und Halt. Nach der Messe beantwortete Pater Tom Fragen und kam mit den Interessierten ins Gespräch, dank der wunderbaren Übersetzungsleistung von Sr. Laura, einer Mutter-Teresa-Schwester, die man nicht hoch genug bewerten kann. Immer wieder stellte er die Macht des Gebetes in den Vordergrund. Ja, diese Macht wurde spürbar an der Person des Paters – eines in sich ruhenden Menschen, dem man keine Spur von Verzweiflung oder Hass anmerken konnte.
Seine Berufung sieht Pater Tom jetzt im Erzählen des Erlebten. Sein Reiseplan nach dem Besuch in Chemnitz war dicht gedrängt: Tschechien, Slowakei, Österreich … Der Reisende, der über die Kraft und Wirkung des Gebetes berichtet, würde – wenn man ihn dazu beriefe – auch in den Jemen zurück gehen.
 
Text und Fotos: HL
 
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